Liechtensteiner Radfahrerverband
Radsport – eine Faszination
Die Geschichte des Radsports begann im Jahre 1868, als in Paris das erste Bahnrennen der Welt stattfand. Und bereits ein Jahr später wurde auch erstmals zu einem Strassenrennen von Paris nach Rouen gestartet. Auch bei den ersten Olypischen Spielen 1896 in Athen gehörten Radrennen zum Programm. 1903 fiel der Startschuss zum populärsten und anspruchvollsten Rundstreckenrennen der Welt, der Tour de France und sechs Jahre später wurde der Giro d’Italia ins Leben gerufen. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles gab es gleich zwei radsportliche Premieren. Erstmals konnten auch Frauen um olympische Medaillen kämpfen und das Punktefahren wurde eingeführt. Mitte der 70er Jahre kam der neue Trend des Mountain Biking aus den USA nach Europa, das 1988 in Barcelona auch olympisch wurde. Der Liechtensteiner Radfahrerverband wurde im Jahre 2000 50 Jahre alt.
Bahnradsport
Eine Radrennbahn besteht aus zwei parallelen Geraden, die durch zwei ansteigende Kurven verbunden sind. In der Regel sind die Bahnen heute 200, 250 oder 330 Meter lang und aus Beton oder Holz gebaut. Im Bahnradsport kennt man die Disziplinen Sprint, Zeitfahren, Einzel- und Mannschaftsverfolgung sowie das Punktefahren. Im Sprint wird nur die Zeit für die letzten 200 Meter gemessen. Beim Zeitfahren fährt der Sportler allein gegen die Uhr. Jeweils zwei Fahrer oder Vierer-Teams treten in Verfolgungsrennen gegeneinander an. Das Rennen ist gewonnen, wenn der andere Fahrer bzw. das gegnerische Team eingeholt wird. Gelingt das nicht, gewinnt der Fahrer bzw. das Team mit der besseren Zeit über die volle Renndistanz. Bei Punkterennen über 24 oder 40 Kilometer wird der Sieger mit Hilfe festgelegter Wertungsspurts ermittelt. Für die vier erstplazierten Fahrer eines Wertungssprints gibt es jeweils einen bis fünf Punkte.
Strassenradsport
Die grossen Rundfahrten wie die Tour de France oder der Giro d’Italia sind die Highlights einer Radsportsaison. Neben den Etappen im grossen Feld aller Fahrer gibt es hier auch noch Einzel- und gelegentlich Mannschaftszeitfahren. Hier starten die Fahrer oder Teams in gleichmässigen Abständen und kämpfen gegen die Uhr. Auch bei Olympischen Spielen werden sowohl Einzel-Strassenrennen als auch Einzelzeitfahren für Frauen und Männer veranstaltet.
Mountain Biking
Fernab von Strassen, auf Wald- und Feldwegen, betreiben die Mountainbiker ihren Sport. Hier gibt es momentan die Disziplinen Cross-Country und Down-Hill. Beim Cross-Country haben die Fahrer einen bergigen, mit Hindernissen versehenen Rundparcours mehrmals zu durchfahren. Möglichst schnell den Berg auf zwei Rädern herunter zu kommen, ist das Ziel beim Down-Hill. Bisher ist nur das Cross-Country olympische Disziplin.
Ausserdem
Ausser den bereits genannten Radsport-Disziplinen gibt es noch Querfeldeinrennen, Bicycle Moto-Cross (BMX), Trialfahren, Kunstradsport und Radball.
Die Geschichte des liechtensteinischen Radsports
ab. – Der Radsport erfreut sich in Liechtenstein einer grossen Beliebtheit und kann auf eine fast 100-jährige Tradition zurückblicken. Während dieser Zeit entwickelte sich diese Sportart neben dem Skisport und dem Fussball zu einer der Beliebtesten im Lande. Die Anfänge des Radsportes generell sind in den Bereich der letzten zwei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts anzusiedeln. Als 1888 der Luftreifen und 1889 der Freilauf erfunden wurden, stand der Revolution des Fahrrades als praktisches Fortbewegungsmittel nichts mehr im Wege. In dieser Zeit, als die 7’500 Einwohner Liechtensteins noch in verarmten, bäuerlichen Verhältnissen leben mussten, begann der Siegeszug des Rades, das bis in die späten fünfziger Jahre das meistgenutze Fortbewegungsmittel im Land war. Man ging mit ihm zur Arbeit und es wurde für die Freizeit genutzt. Mit der Gründung des Schweizerischen Radfahrerbundes (SRB) fing das Rad an, in unserer Umgebung als Sport Fuss zu fassen.
RV Schaan wird 1927 gegründet
Der erste Radfahrerverein in Liechtenstein war der RV Schaan, der 1897 zum ersten Mal erwähnt, aber erst 1927 mit Statuten ausgestattet wurde. Gründungsmitglieder waren drei Frauen und sechs Männer. 1923 nahm mit Alfred Marxer der erste Liechtensteiner als Junior an einem Rennen teil. Zwei Jahre später wurde das erste Rennen in Liechtenstein, das von Vaduz nach Balzers, Schaanwald, Bendern und wieder zurück führte, durchgeführt. Marxer belegte damals den zweiten Rang. Zwei Jahre nach der Gründung des RV Schaan entstand mit dem Velo-Club Falke Vaduz der zweite Radfahrerverein, der als Vorläufer des im Jahre 1949 neu gegründeten VC Vaduz angesehen werden kann.
1950: Geburtsjahr des LRV
In den 50er Jahren erlebte der Radrennsport in Liechtenstein einen regelrechten „Boom“: Während man in der Schweiz den schweizerischen Radhelden wie Ferdy Kübler oder Hugo Koblet zujubelte, stiessen bei uns die einheimischen Fahrer auf reges Interesse. Im Jahre 1950 kam es im Café Risch in Schaan zur Gründung des Liechtensteiner Raddachverbandes LRV. Doch erst 16 Jahre später erhielt der Verband eigene Statuten. Der erste Präsident war Jakob Majer, der das Amt in den Jahren 1950 und 1952 ausübte.
Die Ära unter Baron von Falz-Fein
Während zwei Jahrzehnten (1951 und 1953-1973) lenkte Baron Eduard Alexander von Falz-Fein die Geschicke des Verbandes. Durch seine guten Kontakte zu sämtlichen Grössen im internationalen Radsport und zu den entsprechenden Organisationen gelang es ihm immer wieder, liechtensteinische Fahrer in Prüfungen unterzubringen, für die sie rechtlich gesehen keine Starterlaubnis gehabt hätten. Unter seiner Regie nahmen liechtensteinische Radrennfahrer an internationalen Anlässen wie zum Beispiel der Tour de France, den Olympischen Spielen und an Weltmeisterschaften teil. Auf Grund seiner Verdienste für den LRV wurden ihm die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes sowie die Würde des Ehrenpräsidenten verliehen.
Internationale Erfolge
Trotz der kleinen Ressourcen Liechtensteins ist es dem Radverband immer wieder gelungen, Spitzenathleten hervorzubringen: Bertram Seger ist bis heute der einzige Liechtensteiner, der je an einer Tour de France teilgenommen hat (1954). Ewald Hasler nahm 1952 an den Olympischen Spielen in Helsinki, 1952 an der WM in Luxemburg, 1953 an der WM in Lugano und 1956 an der WM in Kopenhagen teil, wo er den vierten Platz belegte. Alois Lampert fuhr ebenfalls an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki, an der WM 1954 in Solingen und zweimal an der Tour de Suisse (1956 und 1957). Adolf Heeb erreichte an den Olympischen Spielen 1960 in Rom zeitgleich mit dem Dritten den elften Rang und an den Weltmeisterschaften in Salo di Garda 1962 Platz 13. Der wohl erfolgreichste Radrennfahrer war Roman Hermann jun., der seine grössten Erfolge auf der Bahn feieren konnte: Neben unzähligen Sixjoursiegen im Amateur- und Profibereich belegte er an der WM 1983 in Zürich den sechsten Rang und wurde ein Jahr später Fünfter an der WM in Barcelona. Er erreichte den grössten Erfolg in der liechtensteinischen Radgeschichte, als er an der WM in Leicester 1982 die Bronzemedaille im Punktefahren holte. Zudem gewann er sechs EM-Medaillen.